Leitbild-Prozess

Die Metropolregion Nürnberg ist die Metropolregion in Deutschland mit der größten von Siedlung und Verkehr unberührten Fläche (ca. 50%). Die Region definiert ihre hohe Lebensqualität auch über die daraus resultierende hohe Vielfalt an regionalen Produkten und Spezialitäten.
Mehr oder weniger unbemerkt gehen sukzessive Flächen für die landwirtschaftliche Nutzung verloren. Allein 2000 Hektar waren es jährlich in den vergangenen 10 Jahren. Rechnerisch verlieren damit jedes Jahr rund 60 Betriebe und 1,2 Kommunen der Metropolregion ihre landwirtschaftlichen Flächen.

Wenn landwirtschaftliche Flächen schrumpfen, dann fehlt die Grundlage, um Lebensmittel und Spezialitäten, die typisch für die Metropolregion Nürnberg sind, herstellen zu können. Dabei sind Regionalprodukte wichtig. Sie prägen die Kulinarik und (Kultur)Landschaft, schaffen Einkommen und Identität.

Die Metropolregion Nürnberg gilt europaweit als Vorbild für großräumige Stadt-Land-Partnerschaft und ist mit der Regionalkampagne „Original Regional“ zugleich einer der Pioniere auf dem Gebiet der Regionalprodukte. Um den Bestand an landwirtschaftlichen Flächen für die Herstellung von Regionalprodukten dauerhaft zu sichern, wurde 2018 im Rahmen des Bundesforschungsprojekts ReProLa ein Leitbild-Prozess in der großräumigen Stadt-Land-Partnerschaft der Metropolregion Nürnberg gestartet.

Leitbild-Prozess – Der Weg bis zum Beschluss des Leitbildes

Das Leitbild wurde auf Basis einer Workshop-Reihe mit fachlichen Stakeholdern entwickelt. Zu den fachlichen Stakeholdern gehören u.a. Landschaftspflegeverbände, Ökomodellregionen, Regionale Planungsverbände, Bayerischer Bauernverband, Ämter für Ländliche Entwicklung, Bayerisches Staatsministeriums für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie, Ökokontenbetreiber, Bayerischer Städtetag und Handwerkskammern. Neben den fachlichen wurden die politischen Stakeholder – Landräte und (Ober-)Bürgermeister – in den Leitbild-Prozess eingebunden.

Auf Grundlage der wissenschaftlichen Analysen im Projekt und der zahlreichen fachlichen und politischen Gespräche ist ein Leitbild entstanden, mit dem sich die Metropolregion als „Heimat für Regionalprodukte“ positionieren möchte.

Der Weg zu einem regionalproduktspezifischen Landmanagement in der Metropolregion Nürnberg: Leitbild-Prozess im Überblick 2020/2021
Darstellung: Metropolregion Nürnberg 2021

Leitbild-Entwurf „Metropolregion Nürnberg als Heimat für Regionalprodukte“

Übergeordnetes Ziel des Leitbildes ist der Erhalt der Kulturlandschaften und landwirtschaftlicher Flächen in der Metropolregion Nürnberg als Grundlage einer souveränen Versorgung mit regionalen Lebensmitteln, zur Sicherung von Beschäftigung und Wertschöpfung sowie zur Bewahrung von gesellschaftlichen und ökologischen Leistungen der Landwirtschaft.

Drei Bereichsziele konkretisieren dieses Ziel:

Im Ziel 1 geht es um den Erhalt ausreichender landwirtschaftlicher Flächen für Regionalprodukte. Die mit diesem Ziel verbundenen Maßnahmen betreffen vorrangig die Planungsebene; vieles kann hier nur über politische Überzeugungsarbeit und Öffentlichkeitsarbeit in Gang gesetzt werden (z.B. die Einführung der Kategorie „landwirtschaftlicher Vorbehaltsgebiete“ in den Bayerischen Landesentwicklungsplan).

Ziel 2 setzt auf die Stärkung der regionalen Land- und Ernährungswirtschaft. Im Rahmen von ReProLa werden dafür innovative Pilotprojekte entwickelt und umgesetzt. Sie zeigen, wo Lücken in den Wertschöpfungsketten von Regionalprodukten bestehen und wie die regionale Wertschöpfung erhöht werden kann. Geplant ist z.B. eine gemeinsame Dachmarke zur besseren Vermarktung der in der Metropolregion erzeugten Streuobst-Säfte. Mit Handreichungen und Best Practise Beispielen sollen Kommunen unterstützt werden, in ihrem Beschaffungswesen neben „Bio“ auch auf „Regionalität“ zu setzen.

Bereichsziel 3 befasst sich mit dem Ausbau des Ökolandbaus auf 30% (2030) und der Bewahrung der vielfältigen Kulturlandschaften und ihrer gesellschaftlichen und ökologischen Leistungen. Dabei liegt der Fokus auf der Weiterentwicklung der Öko-Modellregionen, d.h. der vom Land Bayern derzeit geförderten „Musterregionen für den Ökolandbau“. Aktuell arbeiten bereits neun Öko-Modellregionen in der Metropolregion Nürnberg daran, Bio-Produkte zu stärken und die Potenziale der ökologischen Landwirtschaft bewusst zu machen.

 

Einbindung der politischen und fachlichen Stakeholder im Rahmen des Leitbild-Prozesses – Workshop-Runden

Einbindung der politischen und fachlichen Stakeholder im Rahmen des Leitbild-Prozesses – Workshop-Runden – Bürgermeister-Dienstbesprechungen

Das Leitbild soll im Rahmen der Governance der Metropolregion zur Anwendung kommen und setzt auf Beteiligung und interkommunale Kooperation. Die Kommunen in der Metropolregion Nürnberg verpflichten sich darin freiwillig auf die großräumigen Zielsetzungen des Leitbildes. Das Leitbild soll u.a. als Orientierungsrahmen für die Kommunen gelten und bei der Entscheidung über Flächennutzungsänderungen helfen. Im Projekt ReProLa wird dazu ein Flächenmonitoring-Tool für Gemeinden entwickelt, das Wertschöpfungs- und Beschäftigungseffekte, aber auch ökologische Effekte von Regionalprodukten darstellt. Schleichende Entwicklungen – wie die des Verlustes an landwirtschaftlichen Nutzflächen – werden häufig erst durch eine großräumige Betrachtung sichtbar.

Das Leitbild soll dem Rat der Metropolregion in seiner Sommersitzung 2021 zum Beschluss vorgelegt werden. Die ermittelten Projektergebnisse im Rahmen des Leitbild-Prozesses werden anschließend für kommunale Entscheidungsgremien und relevante Fachnetzwerke in Form einer Handreichung aufbereitet. Mit dem Leitbild wird sich die Metropolregion Nürnberg als Modellregion für eine nachhaltige Landwirtschaft positionieren, in der die Versorgung mit Regionalprodukten einen hohen Stellenwert hat.